Schwarmkontrolle & Schwarmverhinderung

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Schwarm Volk braun
Vorschwarm

Es gibt erfahrene Imker, die lassen ihre Bienen bewusst schwärmen. Wer nach Demeter Richtlinien imkert, darf seine Völker ausschliesslich über den natürlichen Weg vermehren. Auch die klassische Korbimkerei arbeitet mit Schwärmen.
In Anbetracht der hohen Bienendichte, insbesondere im Kanton Bern und der ganzen Problematik rund um die Milbe Varroa destructor, haben Schwärme in der freien Natur in der heutigen Zeit nur eine geringe Überlebenschance. Bienenschwärme sind ein eindrückliches Naturereignis, findet dies aber in Wohngebieten statt, ängstigt es viele Leute. Folglich erhalten Blaulilchtorganisationen wie Feuerwehr und Polizei in einen starken Schwarmjahr hunderte von Anrufen. Die Imkervereine sind folgerichtig um ein gutes Einvernehmen mit diesen Organisationen bemüht und darauf angewiesen.
Der «normale» Imker kann hierzu seinen Anteil mit einer effektiven Schwarmkontrolle und Schwarmverhinderung dazu beitragen und die eingangs erwähnte Schwarmimkerei den erfahrenen Profis überlassen.

Zu hundert Prozent lässt sich das Schwärmen auch mit allen möglichen Massnahmen nicht verhindern. Aber es ist ein Unterschied ob ein Volk an einem Bienenstand einmal schwärmt, oder jedes der 10 am Stnad vorhandenen Völker schwärmt und jeweils pro Volk noch 2 bis 8 Nachschwärme folgen, bis am Stand nur noch nicht überlebensfähige Kleinstvölker vorhanden sind.
Der Imker kann nicht nur seine Völker verlieren, jeder Schwarm bedeutet auch den Verlust der Honigernte. Geschwärmte Völker erreichen ihre nötige Stärke erst im Folgejahr wieder.

Schwarmtrieb begünstigende Faktoren

Der Schwarm ist die natürliche Art und weise, wie sich ein Bienenvolk vermehrt. Das lässt sich natürlich nicht weg diskutieren.
Dennoch gibt es offensichtliche Faktoren, die den Trieb zusätzlich zu begünstigen scheinen. Für einige benötigt der Imker ein erfahrenes Auge:

  • Verhältnis von offener und verdeckelter Brut
    Unter normalen Umständen steht die offene und die verdeckelte Brut in einem bestimmten Verhältnis. Kippt dieses Verhältnis beispielsweise wenn die Bienen ihre Brut ausräumen b.z.w. fressen, weil sie wegen eines Kälteeinbruchs nicht das ganze Brutnest wärmen können, oder weil sie Hunger leiden, kann dies förderlich für die Schwarmstimmung sein.
  • Starker Polleneintrag und Pollenbretter
    Finden die Bienen im Frühling bedingt durch kalte Witterung nur wenig Nektar, bringen die Sammlerinnen in einer Ersatzhandlung überdurchschnittlich viel Pollen nach Hause. Der wird dann wo immer es noch Platz hat eingelagert.
  • Fragmentiertes Brutnest
    Grosse Felder mit eingelagertem Pollen, wie sie witterungsbedingt durch starken Polleneintrag entstehen könnnen, aber auch ein zu grosser Brutraum können zu einem fragmentierten Brutnest führen.
  • Genetik
    Eine über Generationen aus Schwarmzellen gezogene Königin besitzt sicherlich eine höhere Schwarmlust, als eine auf Schwarmträgheit selktierte Buckfast Biene.

Der «Angepasste Brutraum» hemmt den Schwarmtrieb

Angepasster Brutraum mit zwei Honigzargen.
Angepasster Brutraum mit zwei Honigzargen.

Als Jungimker fehlt die Übung und die Erfahrung, das Verhalten der Völker und die Indizien der Schwarmlust zu deuten. In den ersten beiden Jahren (2017 und 2018) waren wir in der Saison mit dem Einsammeln unzähliger Schwärme beschäftigt. Statt der in romantischer Fantasie erträumten «zwei Völker hinterm Haus und etwas eigener Honig», standen da plötzlich 30 Kisten und Kistchen, nein nicht auf einem, sondern auf drei Bienenständen. Über den nicht üppig vorhandenen Honig und das umso üppiger ausgegebene Geld mach ich keine Worte verlieren.

Je mehr wir unsere Betriebsweise aber in Richtung «Angepasstem Brutraum» entwickelten, desto signifikant weniger wurden unsere Schwärme. 2021 sind wir nun in der Situation, unsere Völkervermehrung gezielt zu planen. Dies verdanken wir definitiv dieser Betriebsweise.

3 – 5 – 8 : Königin gemacht!

Die Entwicklungsdauer einer Königin beläuft sich auf nur 16 Tage (Arbeiterin 21 Tage). Davon ist sie 3 Tage Stift (Ei), 5 Tage Made und ist 8 Tage verdeckelt für die Metamophose.

Regelmässige Schwarmkontrolle

Verdeckelte Schwarmzelle (Weiselzelle)
Verdeckelte Schwarmzelle (Weiselzelle)

Nur sehr versierte und erfahrene Imker können auf eine Schwarmkontrolle weitgehend verzichten. Wer (noch) nicht zu dem erlauchten Kreis gehört, behilft sich mit einer alle 14 Tage durchgeführten Schwarmkontrolle.
Dabei werden alle Waben des Brutraums gezogen, die Bienen von der Wabe geschlagen und die Wabe auf Weiselzellen kontrolliert. Die Waben müssen wirklich fast frei von Bienen sein, das Risiko sonst eine Weiselzelle zu übersehen ist einfach zu gross!

Die von einem prominenten Imkerpärchen hoch gepriesene Kippkontrolle bei zweizargigem Brutraum ist keine sichere Kontrolle. Die Bienen werden sehr erfinderisch, werden ihnen die ersten Weiselzellen gebrochen, oder sie versuchen es mit der schieren Masse.

Werden Weiselzellen gefunden, dann sollte man sich die Wabe mit dem ersten Fund gut merken und weiter kontrollieren. Weitere Zellen auf den nachfolgenden Waben werden ausgebrochen. Wichtig ist, dass man nun entweder die Königin im Volk findet, oder wenigstens frisch gelegte, stehende Stifte findet! Denn ist eine der gefundenen Schwarmzellen kurz davor, oder bereits verdeckelt, ist der Vorschwarm mit der alten Königin vielleicht schon ausgezogen. Dann würde ein Brechen aller Weiselzellen das Volk in die Weisellosigkeit führen.
Wird die Königin gefunden oder stehende Stifte gesichtet, kann man die als Erstes gefundene Zelle auch brechen. Ansonsten lässt man sicherheitshalber eine Schwarmzelle stehen, natürlich mit dem Risiko, dass man garantiert einen Schwarm auslöst, sollte sich die alte Königin doch noch im Stock aufhalten.

Drohnenrahmen als Hilfsmittel

Führt man seine Völker mit einem Drohnenrahmen, kann bei der Kontrolle mit Zellenfund ausgeschnitten werden. Ist dieser Baurahmen bei er nächsten Kontrolle schön ausgebaut, oder im Ausbau, dann ist dies ein Indiz, dass die Schwarmstimmung gebrochen ist. Bauen die Bienen gar nicht, oder nur herzförmige, oder girlandenartige Wabenzipfel, dann besteht die Schwarmstimmung weiterhin.

Alternative zum Zellen brechen: «Einwabenableger»

Alternativ zum Zellenbrechen, können aus Brutwaben mit aufsitzenden Weiselzellen auch «Einwabenableger» gemacht werden: Hierfür wird die Brutwabe mit aufsitzenden Bienen in ein Jungvolkkasten oder auch in eine einzargige Beute überführt und mit einer Futterwabe und einer Mittelwand flankiert. Sinnvoll ist es, diese drei Waben auch noch beidseitig mit (Thermo-)Schieden zu versehen. Das Flugloch sollte sich möglichst bei der Brutwabe befinden und sollte höchstens 1 cm breit sein. Werden solche Ableger früh in der Saison erstellt, entwickeln sie sich zu überwinterungsfähigen Jungvölkern, gesetzt die junge Königin findet vom Begattungsflug zurück in die Beute.

DIeses kleine Minivölkchen darf auch keine Sekunde an Hunger leiden! Bei Bedarf flüssig füttern (600 g Zucker / 1 l Wasser) und auf Trachtlücken achten.

Es versteht sich von selbst, dass sich auch bei einem solchen Ableger auch nur eine Weiselzelle auf der Wabe befinden darf. Ansonsten besteht die Gefahr, dass selbst diese paar Bienen sich noch in Schwärme aufteilen. Sind mehrere Weiselzellen auf der Wabe, wird die schönste stehen gelassen und der Rest auch gebrochen.

Hinweis: Wir erachten den «Einwabenableger» als eine Option, aber nicht unbedingt als gute, imkerliche Praxis. Auch wenn dieses Vorgehen dank der Flexibilität der Bienen meist zu recht brauchbaren Resultaten führt, ist diese Methode in unseren Augen wenig artgerecht. Es ist fraglich, ob die Wabe voll Bienen für optimale Temperatur im Brutnest sorgen können. Kühler aufgezogene Brut besitzt kognitive Defizite und ein kürzeres Leben. Auch wenn der Imker ein kleines, wachsendes Völkchen vor Augen hat, sind die Bienen noch lange Zeit gezwungen, den suboptimalen Start zu kompensieren.

Nachkontrolle bei Zellenfund

Suche die Weiselzellen! Es sind sicher 6 Stück auf dem Bild.
Suche die Weiselzellen! Es sind sicher 6 Stück auf dem Bild.

Werden Weiselzellen gefunden und gebrochen, dann muss eine Woche später zwingend eine weitere Kontrolle stattfinden. Reicht das einmalige Brechen der Weiselzellen bei einer guten Buckfast Biene oft bereits, um die Schwarmstimmung zu beenden, verhält es sich bei den Apis mellifera Unterarten mellifera und carnica und Mischlingen selten.

Werden eine Woche später nochmals Schwarmzellen gefunden, dann werden auch die wie oben beschrieben nochmals gebrochen. Das Brechen der Zellen hat eine relativ geringe Wirkung auf die Schwarmstimmung im Volk. Erfahrene Imker berichten sogar von Carnica-Völkern, die trotz dem Brechen aller Zellen schlussendlich geschwärmt sind und das Muttervolk weisellos zurück blieb.

Darum sind beim einem weiteren Fund während der Nachkontrolle effizientere Methoden der Schwarmverhinderung nötig!

Ist die Nachkontrolle negativ, wird das Volk eine Woche später mit den restlichen Völkern im Rahmen der 14-tägigen Schwarmkontrolle auch wieder kontrolliert. Fällt diese Kontrolle nochmals negativ, dann kann wieder alle 14 Tage kontrolliert werden.

Effiziente Schwarmverhinderung

Ausser bei schwarmträgen Buckfast Bienen, zeigt das erstmalige Brechen der Weiselzellen selten die erhoffte Wirkung. Die Bienen sind immer noch in Schwarmlust und haben bei der Nachkontrolle schon wieder diverse neue Schwarmzellen am Start.
Das alleinige erneute Brechen der Zellen ist der Start eines Teufelskreises, aus wöchentlicher Durchsicht und viel Arbeitsaufwand. Dadurch werden die Völker in einer Zeit intensiv gestört, wo sie sich eigentlich zu voller Stärke entwickeln und ihre Vorräte eintragen sollen.
Eine lang anhaltende Schwarmstimmung wirkt sich auch negativ auf den Volkszusammenhalt aus. Die alte Königin kann im Extremfall sogar schwärmen, auch wenn immer alle Zellen gebrochen wurden.

(ACHTUNG Baustelle!!! 14.05.2021 -> Fortsetzung folgt in Kürze)