Angepasster Brutraum mit Langstroth Flachzargen

Mitte/Ende März: Aufsetzen des «ersten Honigraums»


Die Blüte der Buschwindröschen neigt sich dem Ende zu.

Es ist nun Mitte / Ende März. Die Blüte der Buschwindröschen (Anemone nemerosa) hat ihren Zenith überschritten und ein erster Teil der Blüten sind welk geworden. Die Bienenvölker sind seit einem bis ein einhalb Monaten auf einer Zarge eingeengt und nutzten das warme Klima zu einer starken Brutentwicklung. Durch die Thermoisolation des engen Raums war es den Bienen möglichst leicht gemacht worden, ein für diese Jahreszeit grosses Brutnest auf der gewünschten Temperatur halten zu können. Die negativen Einflüsse des Frühlingswetters, wie frostige Nächte und längere Kälteperioden, werden stark abgemildert, teilweise gar eliminiert.

Viele junge Bienen in absehbarer Zeit

28. März 2021: 6 Waben bebrütet und knapp eine Wabe Futter.

Die gut entwickelten Völker verfügen zu diesem Zeitpunkt über bis zu sechs Waben, die zu annähernd 100% mit Brut in allen Stadien belegt sind. Davon sind sind gut vier Waben verdeckelte Brut. Futter befindet sich noch auf einer bis zwei Wabenseiten auf den beiden Randwaben direkt neben dem Schied. Dort wird auch das nötige Lager an frischem Pollen angelegt.

In den kommenden zirka 10 Tagen werden in den Völkern folglich rund 20’000 neue Bienen schlüpfen. Schon jetzt ist die Brutzarge stark besetzt und Platz rar. Daher muss der zu erwartenden Volksentwicklung Rechnung getragen werden und mehr Raum gegeben werden, damit die neuen Bienen Platz haben.

Der «erste Honigraum» ist Raumerweiterung

Besitzt das Volk nur noch auf den beiden Waben neben den Thermoschieden Futter, kann bei dieser Gelegenheit der Brutraum mit ein bis zwei Futterwaben erweitert werden. Bei sehr starken Völkern, die kaum mehr eine Wabenseite Futterreserven besitzen, muss unter Umständen auf ein oder beide Thermoschiede zu Gunsten neuer Futterwaben verzichtet werden.

Mitte/Ende März: Aussetzen des «ersten Honigraums»
Mitte/Ende März: Aussetzen des «ersten Honigraums»

Das richtige Mass der Erweiterung zu finden, ist für den Imker zu Beginn eine Herausforderung. Der Königin sollte selbstverständlich der benötigte Platz zur Verfügung gestellt werden. Die, das Brutnest flankierenden Futterwaben sollten im besten Fall teilweise schon bestiftet und Brutwaben sollten nur Brut und keine Futterkränze mehr enthalten.

Um dem bald erwarteten Volkszuwachs hinsichtlich Platz zu entsprechen, wird die Beute mit einer Zarge erweitert. Da der Brutraum, abgesehen von der Überwinterung, nur einzargig geführt wird, geschieht die Erweiterung über einem Absperrgitter. Sie dient primär der Raumerweiterung. Zwei Langstroth Farrar Flachzargen ergeben ungefähr das Volumen eines 10 Waben Dadant US Brutraums.
Die Zarge wird mit 10 alten, ausgebauten, unbebrüteten Honigwaben bestückt. Sie wird im Frühling kommenden Jahres zum Brutraum. Daher werden hier nicht die schönsten Honigwaben verwendet. Die Reparatur- und Putz- und Vorbereitungsarbeiten an den Honigwaben wird die Stockbienen beschäftigen und bei Laune halten. Honigreste in den Zellen wirken sich positiv auf die Annahme des Honigraums aus und ziehen die Bienen direkt nach oben. Daher ist es sinnvoll, die Honigwaben nach der letzten Ernte «honigfeucht» einzulagern und nicht zum «Ausschlecken» und zur Reparatur nochmals kurz im selben Jahr auf die Völker zu stellen.

Auslaufende Brut
10. April 2021: Schlupfreife Brut. Leere Zellen werden umgehend wieder bestiftet.

Das «Virtuelle Brutnest»

Obwohl die Zarge über dem Absperrgitter aufgesetzt wird, wird es ihrer Funktion nicht gerecht, wenn wir sie als ersten Honigraum betrachten. Sie «gehört dem Bienenvolk» und und wird nur in Ausnahmefällen geschleudert. Werden die Bienen entsprechend dem Angepassten Brutraums eng gehalten, sind sie bemüht, das Brutnest zu den Futtervorräten hin halbkreisförmig abzurunden. Dabei entsteht das sogenannte «virtuelle Brutnest». Ein halbkreisförmiger Bereich, dessen Zellen von den Arbeiterinnen für die Eiablage der Königin vorbereitet wird. Da die Königin wegen des Absperrgitters die Zone nie erreichen wird, lagern die Bienen hier bald ersten Nektar und frische Pollenvorräte direkt über den Brutwaben ein. Oberhalb des Halbkreises entsteht ein erster Futterkranz. Für die Sammlerinnen und Stockbienen dient der freibleibende Wabenbereich als Umschlagplatz für frischen Nektar.
Bei sehr starken Massentrachten kann das «virtuelle Brutnest» auch komplett verschwinden.

Wie bereits erwähnt, dient diese Zarge nicht der Honiggewinnung des Imkers und wird daher nur abgeschleudert, wenn sich grosse Mengen von potentiellem Melozitosehonig (hart auskristallisierender Honig), oder sich ausschliesslich Waldhonig darin befindet. Im Herbst wird der, in dieser Zarge eingelagerte Honig während der Auffütterung durch Zuckersirup und letzten Nektareintrag ergänzt.

Gurten: Erste Honigräume
28. März 2021: Das Volk ganz links benötigt noch keine Erweiterung. Die zwei daneben stehenden Beuten wurden mit dem «ersten Honigraum» erweitert.

Auf Wetter und Futter achten!!!

Das Volk wird sich in den kommenden Wochen stark entwickeln. Ein Futtermangel wirkt sich auf das Volk und dessen Brutentwicklung katastrophal aus. Sind die Bienen nicht in der Lage das Brutnest zu heizen, oder leiden sie Hunger, kann die offene Brut kannibalisiert werden, oder die räumen sie aus und entsorgen sie vor der Beute. Dies führt zu einem ungünstigen Verhältnis von offener und verdeckelter Brut, was laut diversen Quellen ein Faktor für Schwarmstimmung ist, sollte das Volk nicht verhungern.

Nektareintrag trotz relativ widriger Witterung
10. April 2021: Nektareintrag trotz relativ widriger Witterung. 2/3 des «ersten Honigraums» sind gefüllt, aber auch eine weitere Kälteperiode in Aussicht.

Da zu dieser Jahreszeit noch keine genügende Futterzufuhr von aussen garantiert ist, verbleibt der Zugang zu Zuckerteig als Notreserve bestehen. Die Bienen nutzen für ihre Brut aber bevorzugt Futter aus Waben nahe am Brutnest.
Die Situation in den Beuten ist in dieser Phase sehr fragil. Der Imker benötigt einiges an Fingerspitzengefühl und muss die Futtersituation und die Wetterentwicklung sehr genau im Auge behalten.

Der Futterteig muss nun einmal pro Woche kontrolliert werden. Es kann vorkommen, dass die erstarkenden Völker in wenigen Tagen einen Beutel leeren. Sind die Wetterbedingungen entsprechend, kann nach ein paar schönen Tagen auch ein kurzer Blick in die obere Zarge sehr beruhigend sein. Es ist immer wieder erstaunlich, wie effizient die Bienen ein paar wenige, sonnige Stunden nutzen können um Nektar eintragen. Es genügen zwei sonnige, wärmere Tage um die obere Zarge halb mit Nektar zu füllen.

Was die Wettervorhersagen anbelangt, sollen die beiden Dienste meteoblue.com und das in der Schweizer Landwirtschaft beliebte LANDI Wetter erwähnt werden. Beide Services bieten eine App für das Mobiltelefon. Die 14 Tage Prognosen (bei Landi Wetter nur in der Mobile App) sind sehr hilfreich, müssen aber mehrmals wöchentlich konsultiert werden, da die langfristigen Prognosen wegen der geringeren Wahrscheinlichkeit konstant stark ändern. Mit etwas Übung lernt man die Daten aber entsprechend zu interpretieren.

Im Notfall selbstverständlich füttern, aber richtig!

Im Notfall können kleinere Mengen (500 – 750 ml) Flüssigfutter (2:1 Verhältnis Zucker zu Wasser, oder Zuckersirup) in einer Futtertasche gereicht werden, die zwischen Thermoschied und Randwabe gehängt wird.
Unseren Beobachtungen zufolge verbleibt das so dargereichte Futter Futter im Brutraum und wird nicht in den Honigraum umgetragen. Die Bienen nutzen einerseits freien Platz auf den, das Brutnest flankierenden Futterwaben, sofern er noch nicht für die Brut benötigt wird. Andererseits lagern das Futter nahe der Flächen mit Maden im Brutnest temporär ein und verfüttern es umgehend.
Wenn noch Platz im Brutraum vorhanden ist, kann, statt der Flüssigfütterung natürlich auch eine Futterwabe zwischen Thermoschied und Randwabe zugehängt werden.

Auf eine Notfütterung mittels Futtergeschirr, dessen Zugang über dem «ersten Honigraum» liegt, sollte nach der Erweiterung unbedingt verzichtet werden. Hierbei ist die Gefahr gross, dass das gebotene Flüssigfutter in die Zarge über dem Absperrgitter eingelagert wird.

Wer der Meinung ist, dass nicht mehr gefüttert werden darf, wenn sich eine Zarge über einem Absperrgitter befindet, muss der Futterknappheit zu diesem Zeitpunkt mit eigenem Honig (keinesfalls Fremdhonig, da Seuchengefahr!) vorbeugen.