Totale Bauerneuerung mit Brutverwertung

Die Totale Bauerneuerung mit Brutverwertung ist eine Variation der Totalen Brutentnahme (TBE), die eine schonende Varroabehandlung mit Oxalsäure erlaubt.

Die Totale Bauerneuerung mit Brutverwertung wird nach dem Abräumen der Honigräume (im Schweizer Mittelland zirka Mitte bis Ende Juli vor Trachtende) durchgeführt. Sie ist ein relativ arbeitsintensiver Vorgang aus insgesamt 6 Schritten, die an 3 verschiedenen Tagen durchzuführen sind.

Um eine möglichst grosse Reduktion der Varroa Milben zu erreichen ist es wichtig, dass die entsprechenden Arbeiten bei allen Völkern eines Standorts jeweils am selben Tag durchgeführt werden! Auch die Gefahr von Räuberei wird dadurch verhindert.

Eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Arbeitsschritten inklusive eines zum Download angeboten PDF Merkblatts befindet sich hier.

Unterschiede zur «Totalen Brutentnahme»

Im Gegensatz zur Totalen Brutentnahme, wo nur die Brutwaben eines Volkes entnommen und durch frische Mittelwände ersetzt werden, werden bei der Totalen Bauerneuerung alle Brut- und Futterwaben dem Volk entnommen und durch frische Mittelwände ersetzt. Dabei kann eine Einengung auf weniger Waben als zuvor erfolgen.

Dünnes Zuckerwasser für bauliche Höchstleistung

Den auf totalen Neubau gesetzten Völkern wird, sobald sie sich etwas beruhigt haben,  unverzüglich 5 Liter dünnes Zuckerwasser in der Konzentration von 600 g Zucker / 1 l Wasser zur Verfügung gestellt. Um das dünne Zuckerwasser zu verarbeiten benötigen die Bienen viel Platz. Dadurch werden sie zu baulichen Höchstleistungen angetrieben. 8 bis 10 Schweizer Brutwaben (Breite 264 mm  Höhe 335 mm) mit Mittelwänden werden in 3 bis 4 Tagen komplett ausgebaut, was der Königin auch wieder Platz zum Legen gibt. Anschliessend muss das Volk weiterhin regelmässig in angpassten Dosen gefüttert werden, um einen steten Futterstrom zu gewährleisten. Bienenvölker dürfen niemals Hunger leiden! Es versteht sich von selbst, dass von einem so behandelten Volk keinen Honig mehr geerntet werden darf. 

Der richtige Zeitpunkt für die Varroa-Behandlung

Die frisch auf Mittelwände eingeschlagenen Völker sind für eine kurze Zeit brutfrei. Diese Periode bis zur Verdeckelung der Brut auf den neu ausgebauten Mittelwänden (Dauer zirka 10 Tage) sollte für eine Varroa-Behandlung mit Oxalsäure genutzt werden. Die Träufelmethode darf zu diesem Zeitpunkt nicht angewendet werden, wenn sie in der Winterbehandlung zur Anwendung kommt! Daher bietet sich die Sprühmethode oder die Sublimationsmethode (Verdampfen) an. Wir haben mit der Sublimation von Oxalsäure mittels Oxamat sehr gute Resultate erreicht.

Insbesondere die aus der Brutscheune erstellten Brutableger leiden unter einer hohen Varroa-Belastung (die meisten Milben sitzenin der verdeckelten Brut). Sie sollten zwingend bereits am Aussenstandort intensiv behandelt werden. Erlaubt es die Behandlungsmethode, macht eine Blockbehandlung während der brutfreien Periode Sinn.

Die Behandlungserfolge müssen mit dem Varroa-Schieber kontrolliert werden. Eine erfolgreiche (Sublimations-) Behandlung mit Oxalsäure reduziert die Varroa-Belastung auf nahezu Null. Erfolgt keine Reinvasion, kann auf eine weitere Herbstbehandlung (z.B. mit Ameisensäure) verzichtet werden und erst wieder die Winterbehandlung durchgeführt werden.


Update März 2019:

Soziale Defizite duch lange Weisellosigkeit

Severin Hummel, auf dessen Anraten wir dieses Verfahren erfolgreich anwenden, ist zwischenzeitlich der Überzeugung, dass die lange Weisellosigkeit in den Brutscheunen zu sozialen Defiziten der Bienen führe.

Die lange Weisellosigkeit wiederspricht ganz klar der Natur der Bienen. Erst 22 Tage nach dem Erstellen der Scheune wird die geschlüpfte Bienenmasse und die zugesetzten, ehemaligen Pflegebienen auf Jungvölker verteilt und eingeweiselt.

Aus heutiger Sicht sollte jede Scheune nur ein Jungvolk ergeben, dafür wird zwei Tage nach Erstellen der Brutscheune eine schlupfreife Weiselzelle zugegeben. Legt man weniger Wert auf dedizierte Gene, kann man auch die Bienen selbst eine Königin nachziehen lassen, sofern jüngste Brut vorhanden ist. Die Begattung findet jedenfalls so oder so am «Ablegerstand» statt.

Die Präsenz einer auch erst unbegatteten Königin entlastet die vorhanden und neu schlüpfenden Arbeiterinnen. Sollte die Begattung nicht klappen, oder möchte man eine gezielte Königin einweiseln, kann man dies immernoch beim Überführen der Bienenmasse aus der Brutscheune in die neue Beute vornehmen.


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